Folge 312: Lebensqualität nach Unfall: Ein Projekt setzt neue Maßstäbe

In der heutigen Sendung des „Auf geht’s – der Reha-Podcast! geht es einmal um eine Projektarbeit, die die Versorgung von Schwerverletzten verbessern soll. Viele Unfallopfer werden gut operiert, kommen dann entweder in die Kurzzeitpflege oder direkt in eine stationäre Rehabilitationseinrichtung. Bei den nicht so schwer betroffenen Unfallopfern gibt es dann noch die Zeit der Rekonvaleszenz und vielleicht noch ambulante Therapien, bis es dann wieder an die Arbeit geht.

Spezielle Herausforderungen bei schwerstbetroffenen Unfallopfern

Bei schwerstbetroffenen Unfallopfern wie zum Beispiel nach einer Querschnittslähmung oder nach Schädel-Hirn-Trauma sieht die Lage etwas anders aus. Zwar haben sich in beiden Fällen die Lebenssituationen von einer Sekunde auf die andere verändert, die Auswirkungen sind allerdings viel gravierender für die Gruppe der schwerstbetroffenen Menschen.

Die Rolle des familiären und räumlichen Umfelds bei der Rehabilitation

Hier ändert sich nicht nur die Lebensqualität, sondern auch das Lebensumfeld. Da müssen Wohnungen umgebaut werden, Hilfsmittel zur Verfügung gestellt werden, Autos müssen umgebaut werden und manchmal endet der Weg nach Entlassung aus der stationären Rehabilitation auch in einer Pflegeeinrichtung. Letzteres ist manchmal notwendig, weil nicht nur die Wohnungssituation es nicht zulässt, sondern auch das familiäre Umfeld schlichtweg und ergreifend überfordert ist mit der Begleitung und Pflege des Unfallopfers.

Nachsorge: Prävention von Verschlimmerungen und Förderung der Teilhabe

All diese Situationen bedürfen allerdings einer guten Nachsorge. Ziel einer Nachsorge ist es Verschlimmerungen in den Unfallfolgen und der Teilhabe zu erkennen und zu verhindern. Die Möglichkeiten hierbei sind vielfältig. Positive Veränderungen können zum Beispiel durch das Weglassen und Hinzufügen von Medikamenten erreicht werden. Manchmal ist auch ein mehr oder ein weniger an Therapien ein Lösungsansatz.

Spezielle Projekte zur lebenslangen Nachsorge

Im Bereich der Berufsgenossenschaften gibt es das Modell der lebenslangen Nachsorge Schwerverletzter. Im Bereich, der nicht in der gesetzlichen Unfallversicherung angegliederten Personen gibt es ein solches Verfahren nicht.

Mit Herrn Dr. René Kakos vom NRZ der Johanniter Friedehorst in Bremen hat rehamanagement-Nord insofern ein Projekt im Rahmen der Nachsorge von Menschen mit neurologischen Schädigungen ins Leben gerufen.

Ziel soll es sein, die Lebensqualität von Unfallopfern mit neurologischen Schädigungen nicht nur zu erhalten, sondern wenn möglich noch zu steigern, Verschlimmerungen zu verhindern, Teilhabe zu ermöglichen und teure Folgekosten für die Träger der Haftpflichtversicherungen zu vermeiden. Anliegen ist es von Herrn Dr. Kakos und Jörg Dommershausen, dass alle am Schadensprozess Beteiligten profitieren.

Praktische Umsetzung und Herausforderungen

In der aktuellen Sendung des „Auf geht’s – der Reha-Podcast! berichten Herr Dr. Kakos und Jörg Dommershausen von zwei betroffenen Unfallopfern.

Bei einer Person ging es um die Klärung der häuslichen Situation unter Beteiligung des Architekten Thorsten Böker aus Hameln. Die Expertise des Architekten, des Neurologen und des Reha-Managers ergaben unter Berücksichtigung der Wohnverhältnisse viele neue Aspekte, wie Teilhabe unter Berücksichtigung der Wünsche der betroffenen Person optimal gestaltet werden können.

Im zweiten Fall ging es um die Folgen einer später aufgetretenen unfallbedingten Epilepsie. Das Gespräch mit dem Betroffenen, seiner Ehefrau und den Mitarbeiterinnen des Pflegeheims haben Herrn Dr. Kakos und Jörg Dommershausen viele Rückschlüsse ermöglicht, wie eine langsam fortschreitende Verschlechterung der körperlichen und kognitiven Situation sich entwickelt hat. Ganz konkret konnte im Rahmen einer Fallbesprechung eine Planung erstellt werden, wie der negativen Entwicklung, die mit einer schleichenden Verschlechterung der Pflegebedürftigkeit verbunden ist (Erhöhung des Pflegegrades usw.) entgegnet werden kann.

Wie es mit dem Projekt weitergeht, bleibt abzuwarten. Alle bisher im Rahmen des Projektes begleiteten Fällen zeigten allerdings, dass es in der Nachsorge und Versorgung von Unfallopfern erhebliche Defizite gibt. Diese sind oftmals struktureller Natur. So können zum Beispiel Therapien nicht angeboten werden, weil auf dem Therapiemarkt Ressourcen nicht abrufbar sind.