Wie ist das eigentlich nach einem Schädelhirntrauma bei Kindern und Jugendlichen? Worauf dürfen Eltern achten? Und wie können Schulprobleme gelöst werden, die sich einstellen? Warum ist mein Kind verändert? Reicht Nachhilfe aus, wenn es um die Schule geht?
Dies sind Fragen, die sich Eltern stellen, wenn ihr Kind ein Schädelhirntrauma, oder kurz SHT, erlitten hat. Manchmal werden die Folgen eines solchen SHT nicht gleich entdeckt. „Fritzchen“ kann ja wieder sprechen, gehen und hüpfen. Somit ist ja alles in Ordnung!
Weit gefehlt. Es geht nicht darum, Ängste zu schüren. Dass was viele betroffene Kinder das Leben schwer macht, sind die unsichtbaren Folgen eines SHT. Dies können Probleme bei der Sprachverarbeitung sein, das visuelle Wahrnehmen von Dingen ist ein Problem, der Antrieb etwas zu tun ist gemindert. Oder verlangsamt zu sein kann eine Folge sein. Kinder müssen flexibel sein. Sei es in der Schule oder im Freundeskreis. Ist die Umstellfähigkeit erschwert, macht dies Druck im Umfeld.
Na ja, so ein bisschen visuelle Wahrnehmung ist doch kein Problem! Wirklich nicht? Wenn Fritzchen sich nicht mehr nach dem Sport anziehen kann, weil er die Hosenbeine nicht mehr „trifft“, hat dies Folgen. Schnell kommt es zu Spott und Hohn. Um nicht aufzufallen, wird Fritzchen dann zum Klassenclown.
„Ach das wächst sich doch wieder raus!“ war die Aussage eines Neurologen, die Jörg Dommershausen anlässlich eines Gespräches einmal hörte. Dem ist nicht so. Kinder entwickeln sich. Dies wird in bestimmten Lebensphasen deutlich. Solche Entwicklungsstadien sind zum Beispiel der Besuch des Kindergartens, die Einschulung, die Eingliederung in die richtige Schulform, das Finden eines Berufes und der spätere Einstieg in die Berufsausbildung.
Die Pubertät kann dann für Eltern eine Herausforderung werden. Alles nach einem SHT auf diese besondere hormonelle Situation zu schieben ist zu einfach. Dies wird allerdings gerne von so manchem Fach- oder Hausarzt so praktiziert. Jeder kann sich vorstellen, wenn Mischformen der oben genannten Auswirkungen eines SHT vorliegen, dass es weder für die jungen Menschen noch die Angehörigen leichter wird.
Warum dann diese Neuro-Schere bei SHT-Kindern? Die betroffenen Kinder entwickeln sich in den vielen Lebensbereichen nicht so, wie Gleichaltrige. Die Entwicklungsschere geht auseinander. Und dies hat oft Folgen. SHT-Kinder versuchen auf den verschiedensten Wegen „normal“ zu sein. Sie werden dann schnell zum Klassenclown, um sich Anerkennung zu holen.
Wie können betroffene Familien diese Situation für ihr Kind lösen? Förderunterricht im herkömmlichen Sinne ist nicht ausreichen, um Schulstoffprobleme zu wett zu machen.
Das Gespräch mit den Lehrkräften ist ein Weg. Neuropsychologische Therapie oder Neuro-Ergotherapie (zum Beispiel als Hirnleistungstraining) sind eine weitere Möglichkeit.
Hilfe findet man, unter anderem bei der Kinderneurologiehilfe, die bundesweit aufgestellt ist.
Sozialpädiatrische Zentren am Wohnorg sind eine weitere Anlaufstelle, solange die Betroffenen noch nicht 18 Jahre alt sind.
Buchtipp:
„Schädelhirnverletzungen bei Kindern und Jugendlichen“ von Christiane Gerard (Autor), Christian G. Lipinski (Autor), Wolfgang Decker (Autor) (das Buch ist von 1996 und nicht mehr ganz auf dem Stand der Forschung)