Folge 166: Teilhabe am Leben

In dieser Sendung geht es um die berufliche Rehabilitation nach schweren nervlichen Schäden: Diagnose Schädelhirntrauma dritten Grades. Ein SHT Grad 3 folgt aus mindestens 60-minütiger Bewusstlosigkeit und hat in der Regel gravierende neurologische Folgeschäden, bei denen grundlegende Fähigkeiten wie Sprache und kognitives Verständnis beeinträchtigt werden können. Im Gespräch erzählt Florian Borrmann von seinen ganz persönlichen Erfahrungen nach einem Autounfall im Jahr 2002. Der oft steinige Weg begann für ihn im Neurologischen Rehabilitationszentrum Friedehorst (NRZ Friedehorst).

Im NRZ Friedehorst verbrachte Florian Borrmann ein ganzes Jahr. Er musste nach dem schweren Schädelhirntrauma, welches im Volksmund (bei leichteren Fällen) oftmals auch „Gehirnerschütterung“ genannt wird, viele Dinge neu erlernen: zum Beispiel essen, laufen, und auch das Sprechen. Danach schaffte er es, einen Hauptschul- sowie einen Realschulabschluss zu erlangen, was ihn jedoch ganze vier Jahre kostete.

Im Anschluss folgte für Borrmann ein einjähriger Aufenthalt in der Reha-Aktiv Bersenbrück, in der er Unterstützung bei der Berufsorientierung erhielt. Erstmals hat er dort auch eine eigene Wohnung zur Verfügung gestellt bekommen – die Wohnung sowie Reha wurden dabei finanziert von der gegnerischen Haftpflichtversicherung. Schließlich begann Florian Borrmann eine Ausbildung zum staatlich geprüften Pflegeassistenten, die er innerhalb von drei Jahren abschloss. Er betont, dass sowohl die Reha als auch die schulische Ausbildung nicht immer einfach war: Lernen sowie das Austarieren der Wohnsituation fiel ihm schwer – zu entscheiden, wie es weitergehen soll. Aber durch die engagierte Unterstützung der Familie hat er es geschafft, die Bewerbungsphase zu überbrücken.

Eine Stelle fand er bald im Aphasie-Zentrum Vechta: dort ist Florian Borrmann seit 2014 als Arbeitnehmer im hauswirtschaftlichen Bereich tätig. In diesem Bereich sah Borrmann schon immer seine Interessen und Stärken, und kann diese somit nun voll und ganz ausnutzen. Er ist mobil und kann wie gewünscht eher manuellen statt schreibtischintensiven Tätigkeiten nachgehen. Florian Borrmann fühlt sich zwar im „hier und jetzt“ angekommen und ist zufrieden mit seiner Situation und auch seinem aktuellen Arbeitsplatz, ist aber zugleich auch ambitioniert, im Leben weitere Erfahrungen zu sammeln und auch mal den Job zu wechseln. Er erinnert sich gerne an die Motivation in der Ausbildung zum Sozialassistenten zurück, die ihm dabei geholfen hat, sich auf seine Aufgaben zu konzentrieren und „durchzustarten“.

Die persönliche Geschichte von Florian Borrmann verlief dank beruflicher Rehabilitation also überaus positiv. Weitere Informationen über die Leistung zur Teilhabe, vor allem auch bei bleibenden Schäden bis hin zur Behinderung, erhält man unter anderem beim Bundesministerium für Arbeit und Soziales.