Nach einem Unfall mit Hirnschädigung geht es oft erst einmal in das Akutkrankenhaus und danach in eine neurologische Früh-Reha. Oft ist der Patient aber noch nicht fähig bereits nach Hause zu gehen, weil noch ein erhöhter Pflegebedarf besteht. In diesem Fall schickt der Sozialdienst die Patienten in eine neurologische Phase-F-Einrichtung. In einer solchen Einrichtung arbeitet Anja Böning als Pflegedienstleiterin und zwar im Neurologischen Pflegezentrum (NPZ) in Badbergen seit der Eröffnung 2008. Das NPZ gehört zu Reha-Aktiv der Heilpädagogischen Hilfe Bersenbrück.
Ziel ist es natürlich, den Patienten zu helfen und sie sobald als möglich in die Eigenständigkeit zu entlassen. Die Phase F stellt hierbei eine besondere Form der Pflege dar, da Patienten oft durch schwere und langfristige neurologische Störungen eingeschränkt sind.
„Unser Ziel ist es zustandsverbessernd zu wirken und Konzepte zu entwickeln, sie auch irgendwann wieder in die Häuslichkeit zu entlassen“, erklär Anja Böning. Dabei kann eine Verbesserung auf kognitiver Ebene stattfinden oder es können Bewegungsabläufe wieder abgerufen werden. Am Ende soll eine feste Tagesstruktur entstehen, die es den Patienten einfacher machen soll, ihre alltäglichen Aktivitäten besser zu planen und durchzuführen. Dabei arbeitet das Neurologische Pflegezentrum Badbergen mit Berufsgenossenschaften, Unfallversicherungen, Krankenkassen, Haftpflichtversicherungen und Pflegekassen zusammen. Ergänzend zur alltäglichen Pflege gibt es die Möglichkeit für Ergo-, Hippo-, Logo-, Musik- und Physiotherapie sowie psychotherapeutische Behandlungen. In vielen Einrichtungen stellt 63 das Maximalalter dar, da viele der Meinung sind, ab diesem Alter sei das Reha-Potential nicht mehr vorhanden.
Im NPZ Badbergen hingegen versteht das Pflegepersonal, dass die Phase-F-Einrichtung für viele ein Zuhause geworden ist. Und aus diesem neuen Zuhause sollen sie nicht vertrieben werden. Der älteste Patient im NPZ Badbergen ist 80 Jahre alt. Von den insgesamt 32 Plätzen haben sie Patienten von jung bis alt und auch mit verschiedenen Schweregraden, von Wachkoma bis Menschen mit eher kognitiven Einschränkungen. Eine gute Möglichkeit auch einen Schritt in Richtung Berufsleben zu machen ist die hauseigene Werkstatt für Menschen mit neurologischer Beeinträchtigung. Hier lernen die Patienten wieder in das Leben zurückzufinden; mit Erfolg wie Anja Böning anhand eines Beispiels eines Patienten erzählt, der mit dem apallischen Syndrom eingeliefert wurde: „Der geht jetzt in die Werkstatt, er ist mittlerweile soweit, dass er in Begleitung wieder laufen kann, er kann Treppen steigen in Begleitung, er kann anhand eines Computersystems kommunizieren mit uns.“