Folge 104: Hilfe für Betroffene im Aphasie-Zentrum-Vechta

2006 hatte Eva Sieve einen Fahrradunfall. Im Krankenhaus wurde ein Schädel-Hirn-Trauma diagnostiziert. Nach einem halbjährigen Krankenhausaufenthalt folgte die Reha, anschließend wurde sie zum regelmäßigen Gast im Aphasie-Zentrum-Vechta. Noch heute bemerkt sie Folgen des Unfalls: „Es gibt Tage, wo ich viel vergesse, mir keine Namen merken kann …“

Allerdings war sie zunächst auf den Rollstuhl angewiesen. Als sie wieder zu Hause war, konnte sie zwar laufen, aber „ich konnte kein Wort sprechen und hatte keine Haare, Schwindelgefühl und nur den linken Blick“.

Eine Behinderung, die keiner sieht

Inzwischen ist Eva Sieve wieder eine aktive Frau, die ihre Zeit anderen Betroffenen widmet. „Es ist ein bisschen ein Fluch, wenn man eine Behinderung nicht sieht – die Leute denken, die hat ja nichts“, schildert Eva Sieve die Reaktionen, wenn sie von den letzten noch verbliebenen Folgen des Unfalls, der Vergesslichkeit, erzählt. Dabei war es ein langer Weg, bis sie so weit wieder hergestellt war. Seit 2007 sucht sie das Aphasie-Zentrum-Vechta auf und nimmt noch immer an beispielsweise Sprachgruppen teil.

Aktive Tätigkeit

Eines Tages wurde sie vom Leiter des Aphasie-Zentrums-Vechta gefragt, ob sie nicht aktiv dort anfangen möchte. Sie sagte zu. Seitdem untersteht ihr der Kreativraum, der von anderen Gästen der Einrichtung während der Therapiepausen aufgesucht wird. Sie dürfen dort selbst entscheiden, was sie tun möchten – „die meisten malen gerne“, berichtet Eva Sieve. Das ist einfacher als mit einer Schere zu hantieren, vor allem bei einer halbseitigen Lähmung: „Es soll ja auch nicht so schwierig sein, es macht keinen Spaß, wenn nichts klappt“. Bei Bedarf geht sie zur Hand und übernimmt Dinge, die ein Gast (noch) nicht wieder kann.

Daneben ist Eva Sieve im sozialen Dienst des Zentrums tätig. Hier bemüht sie sich unter anderem, die Atmosphäre möglichst heimisch zu gestalten, indem sie Aufenthaltsräume liebevoll dekoriert: „Das Ambiente soll ein bisschen aussehen wie zu Hause“.

Von sich selbst berichtet sie, dass sie gut zurechtkommt, obgleich nicht alles genau wie vorher ist. Nun versucht sie, andere auf diesem Weg zu unterstützen.

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