Frau Sokoll-Potratz, Diplom-Psychologin aus Quakenbrück, diagnostiziert und therapiert neuropsychologische Störungen, leistet aber auch Unterstützung für Betroffene, Angehörige und andere Personen im Umfeld. Dies ist oft notwendig, denn ein Patient, der aufgrund eines Schädel-Hirn-Traumas oder Schlaganfallsnach einem längeren Krankenhausaufenthaltnach Hause kommt, fühlt sich häufig zunächst gut und das Umfeld betrachtet ihn als gesund. Nach einigen Wochen werden allerdings Veränderungen im Verhalten bemerkt, die sich für die Beteiligten nicht immer erklären lassen. Es kommt sogar vor, dass der Betroffene sie selbst nicht wahrnimmt. Einerseits ist der Umgang mit den Auffälligkeiten für alle Beteiligten schwierig, andererseits ist Ursachenforschung angesagt, um geeignete therapeutische Maßnahmen ergreifen zu können. In beiderlei Hinsicht ist die Diplom-Psychologin tätig.
Wieder zu Hause
Frau Sokoll-Potratz erklärt, warum es nach einem Krankenhausaufenthalt aufgrund Schädel-Hirn-Trauma, Schlaganfall oder einer anderen für eine neuropsychologische Störung verantwortlichen Ursache nach einigen Wochen zu Problemen kommen kann. Sie macht auf den strukturierten Ablauf im Krankenhaus aufmerksam. Der Patient fühlt sich hier gut aufgehoben und es geht ihm zusehends besser. Nach seiner Entlassung sieht er sich plötzlich wieder den eigentlich gewohnten Anforderungen gegenüber: „Zu Hause kommt wieder der Alltag mit seinen, wir würden sagen, normalen täglichen Anforderungen, die aber bei Menschen mit einer Schädigung zu einer richtigen Herausforderung werden können“.
Als Beispiel führt sie Dinge an wie das Zubereiten der Mahlzeiten, Wäsche waschen oder ein unbefangenes Gespräch mit netten Nachbarn. Das kann für einen Menschen mit einer neuropsychologischen Störung sehr anstrengend sein und zur Überforderung führen. Der Betroffene reagiert darauf vielleicht unwirsch, gereizt oder gar aggressiv, was eigentlich gar nicht seinem Naturell entspricht. „Wenn man sich überlegt, dass jemand ständig auf 130 Prozent Leistung sein muss für den ganz normalen Tagesablauf, sich ständig überfordert, kann man das vielleicht nachvollziehen“, veranschaulicht die Expertin.
Mögliche neuropsychologische Folgen
Inwieweit ein Mensch mit einer neurologischen Schädigung und den psychologischen Auswirkungen Veränderungen zeigt, ist ganz unterschiedlich. Neben Gereiztheit und Aggression können sich Antriebslosigkeit oder Schlafstörungen einstellen. Auch ein verändertes psychosoziales Verhalten ist möglich, wenn eine Hirnschädigung zu einer Persönlichkeitsveränderung führt. Die Angehörigen stehen stets vor dem Problem, damit umzugehen und den Betroffenen so zu akzeptieren, wie er nun ist.
Schritt für Schritt zur Therapie
Bemerken Betroffene oder Angehörige Verhaltensänderungen, ist das Aufsuchen eines neuropsychologischen Experten ratsam. Frau Sokoll-Potratz führt zunächst ein Gespräch mit dem Betroffenen, um zu erfahren, was überhaupt passiert ist, und wie sich derjenige nun selbst erlebt. Einige können ihre Probleme schildern, andere fühlen sich einfach wie vorher. In einem solchen Fall werden auch die Angehörigen hinzugezogen: „Das ist im Beisein des Patienten nicht ganz einfach, aber man muss einfach wissen, wo liegt die Problematik“.
Ist diese eingegrenzt worden, folgen je nach dem neuropsychologische Untersuchungen der Aufmerksamkeit, Konzentrationsfähigkeit, Merkfähigkeit, Wahrnehmungsfunktion, Sprachfunktion, Planungsfunktion oder Reaktionsfähigkeit.
Die therapeutischen Möglichkeiten hängen von der Diagnose ab. Auch die Stimmungslage des Betroffenen wird berücksichtigt: Kommt er nur schwer mit den krankheitsbedingten Veränderungen zurecht, muss er eventuell zusätzlich zu den Beeinträchtigungen depressive Symptome überwinden.
In akuten Fällen, wenn ein auslösendes Ereignis wie Schlaganfall oder Schädel-Hirn-Trauma noch nicht so weit zurückliegt, kann ein direktes Training der gestörten Bereiche wie Aufmerksamkeit oder Konzentration erfolgen. Daneben ist das Erarbeiten von Strukturhilfen oder Strategien zur Bewältigung des Alltags möglich. Hier können Fähigkeiten also durch Training verbessert werden, dort werden Wege gesucht, wie bestmöglich mit einer Beeinträchtigung umgegangen werden kann.
Sowohl Betroffene als auch Angehörige und Kollegen müssen sich bewusst sein, dass es sich bei dem Krankheitsbild nicht um eine psychiatrische Einschränkung handelt, sondern um neuropsychologische Folgen einer wie auch immer gelagerten Ursache. Dies erklärt Diplom-Psychologin Sokoll-Potratz den Personen im Umfeld und versucht auch Wege aufzuzeigen, wie der Betroffene unterstützt werden kann, um die üblichen Tätigkeiten wieder zu bewältigen. Diese Sensibilisierung ist neben der Therapie des Patienten besonders wichtig, denn oft sind Probleme nur schwer nachvollziehbar – „weil ein Mensch mit neuropsychologischen Beeinträchtigungen häufig aussieht wie das blühende Leben“, führt Frau Sokoll-Potratz aus.
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