Folge 088 – Posttraumatische Belastungsstörungen – wenn das Leben aus den Fugen gerät

Im heutigen Gespräch geht es um das Thema Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS). Jörg hat die Dipl.- Psychologin und Trauma-Expertin Tanja Jakisch aus Oldenburg besucht.

Frau Jakisch berichtet über einen Fall aus ihrer Praxis. Eine Radfahrerin, Ende vierzig, erfährt erst nach mehreren Wochen die Symptome einer PTBS. Dies sind z. B. Ängste, Träume und Wiedererleben des Geschehen, Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen, sozialer Rückzug und Konzentrationsschwierigkeiten.

Oft stellen sich diese Symptome ein, wenn das Unfallopfer zur Ruhe kommt. Zum Beispiel, wenn die erst stationäre Rehabilitation beendet ist. Der Körper kümmert sich erst um dessen Heilung, bevor er an die Heilung der Psyche arbeitet.Die Dauer, bis erste PTBS-Symptome auftreten, kann Wochen, Monate oder sogar Jahre betragen.

Natürlich stellt sich nach so einem langen Zeitraum die Frage der Kostenträgerschaft. Aus der Praxis ist bekannt, dass der Zusammenhang zwischen Ereignis und PTBS-Symptomen angezweifelt wird.

„Oft ist dieses schwierig. Man muss schauen wer der Kostenträger ist. Im Rahmen der Krankenkassen-Behandlung der gesetzlichen oder privaten Krankenkassen ist es eigentlich kein Problem. Anders ist es bei den Berufsgenossenschaften oder Haftpflichtversicherern.

Dann ist die Kostenübernahme manchmal schwieriger, weil man genauer betrachtet, warum es so lange bis zu den Auffälligkeiten gedauert hat. Häufig sind es diese, die zur Ablehnung der Kostenübernahme psychische Vorerkrankungen mit ins Spiel bringen“, kann Tanja Jakisch berichten.

In diesem „Auf geht’s–der Reha-Podcast!“ werden Angehörigen und Ärzten Marker genannt, um eine PTBS zu erkennen. Denn oft gibt es eine Hemmschwelle von Verunfallten, anzuerkennen, dass sie ggf. durch ihre Auffälligkeiten nicht mehr der „Norm“ entsprechen könnten – was immer auch die „Norm“ sei. Aber an bestimmten Punkten geht das einfach nicht mehr.

„Wie sieht es mit der Nutzung von einem internen Trauma-Netzwerk bei bestimmten Berufsgruppen aus? Wie sind da Ihre Erfahrungen?“, fragt Jörg. „Diese werden genutzt und immer wieder angeboten. Aber Nutzen und Nutzen kann zweierlei sein. Meine Erfahrung zeigt, dass Betroffene sich oft in diesen internen Trauma-Netzwerken nicht trauen, ihre Belastung zu äußern. Sie verheimlichen diese lieber vor den Kollegen oder kompensieren diese in Alkohol, bis sie sich externe Hilfe suchen. Diese Netzwerke sind zwar eine gute Möglichkeit zur ersten Entlastung, aber greifen nicht immer in allen Fällen“, berichtet Frau Jakisch.

Auch in den nächsten zwei „Auf geht’s–der Reha-Podcast!“ gibt Frau Jakisch Tipps zur Traumatherapie bzw. Behandlung eines posttraumatischen Belastungssyndroms.

Hier geht’s zu Frau Jakisch: http://www.tanja-jakisch.de

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