Die Rückkehr in den Straßenverkehr ist für viele Menschen nach einem Unfall oder mit einer Behinderung ein wichtiges Ziel. Sie ist Grundlage für die weitere Teilhabe am sozialen Leben und Arbeitsleben. In Folge 330 hatte sich der „Auf geht’s – der Reha-Podcast!“ ja schon dem Thema Fahrerlaubnis nach Behinderung durch Unfall gewidmet. Grund genug, mit einem Verkehrsmediziner das Thema noch einmal aufzugreifen und aus der Sicht der verkehrsmedizinischen Begutachtung zu beleuchten. Herr Dr. Rene Kakos vom NRZ Friedehorst der Johanniter Bremen hat sich den Fragen von Jörg Dommershausen gestellt, die aus der Hörerschaft kamen.
Fahrerlaubnis bei Behinderung ist dabei ein komplexes Thema. Es geht nicht nur um rechtliche Fragen, sondern auch um medizinische, technische und organisatorische Aspekte. Besonders nach einem Schädel-Hirn-Trauma oder bei neurologischen Erkrankungen kann der Weg zum Führerschein mit Hürden verbunden sein.
Gutachten als Voraussetzung
Ein zentrales Element ist das verkehrsmedizinische Gutachten. Hier ist Herr Dr. Kakos einer der Spezialisten, die täglich Einschätzungen zur Fahreignung bei Behinderung vornehmen müssen. Das verkehrsmedizinische Gutachten entscheidet darüber, ob und unter welchen Bedingungen jemand wieder Auto fahren darf. Häufig wird ein solches Gutachten von der Führerscheinstelle verlangt, insbesondere wenn Unsicherheit über die Fahreignung besteht. Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte frühzeitig einen Verkehrsmediziner aufsuchen. Auch ein neuropsychologisches Gutachten kann beispielsweise nach einem Schlaganfall, Schädelhirntrauma oder ähnlichem notwendig sein, etwa bei Einschränkungen der Aufmerksamkeit oder Reaktionsfähigkeit.
Was ist bei der Beantragung zu beachten?
Vor der Beantragung der Fahrerlaubnis lohnt sich ein Anruf bei der zuständigen Fahrerlaubnisbehörde. So lässt sich klären, welche Unterlagen benötigt werden. Wer mit der Theorieprüfung beginnt, muss innerhalb eines Jahres auch die Fahrprobe bestehen. Verzögerungen durch fehlende Gutachten oder Umbauten können das Verfahren erschweren oder zum Erlöschen der Prüfung führen. Wichtig ist sich den Namen und die Telefonnummer zu notieren, mit wem man bei der Fahrerlaubnisbehörde telefoniert hat. So sind Rückfragen bei dieser Person möglich und man kann sich später auf mündliche Aussagen berufen bzw. eine Zusammenfassung des Beratungsinhaltes dieser Person schicken. Denn leider kommt es bei telefonischen oder persönlichen Beratungen zu oft vor, dass sich dann bei Schwierigkeiten die Person mit Beratungsfunktion nicht mehr erinnern kann.
Fahrzeugumbau: Mobil trotz Einschränkungen
Moderne Technik macht es möglich, trotz starker körperlicher Einschränkungen mobil zu bleiben. Fahrzeugumbau bei Behinderung umfasst heute eine breite Palette an Lösungen – von Joysticksteuerung bis hin zu Kamerasystemen, die Gesichtsfeldausfälle ausgleichen.
Dabei ist Zusammenarbeit mit spezialisierten Autoumbauern wichtig. Gute Anbieter bieten mehrere Fahrproben an und arbeiten eng mit Fahrlehrern zusammen.
Sicherheit geht vor
Die Reaktionsgeschwindigkeit nach einem Unfall mit neurologischen und neuropsychologischen Folgen ist ein kritischer Faktor. Wer unsicher ist, sollte seine Fahreignung prüfen lassen. Dies dient nicht nur der eigenen Sicherheit, sondern auch dem Schutz anderer Verkehrsteilnehmer. Gerade bei neurologischen Erkrankungen kann sich der Zustand im Laufe der Zeit verschlechtern. Deshalb empfehlen viele Fachärzte regelmäßige Nachuntersuchungen, meist alle zwei Jahre.
Unterstützung durch Experten
Verkehrsmediziner spielen eine wichtige Rolle. Sie erstellen Gutachten, beraten zu Umbauten und geben Hinweise zur rechtlichen Lage. Auch wenn sie keine Entscheidung treffen, liefern sie der Führerscheinstelle wichtige Informationen.
Praxisbeispiel: Rückkehr nach Schädel-Hirn-Trauma
Ein junger Mann mit Querschnittslähmung konnte nach mehreren Gutachten und Fahrproben erfolgreich seine Fahrerlaubnis zurückerhalten. Mithilfe eines individuell angepassten Fahrzeugs ist er nun wieder mobil. Solche Fälle zeigen: Mit guter Planung und der richtigen Unterstützung ist die Rückkehr auf die Straße möglich.
Tipps zur Auswahl des Autoumbauers
Nicht jeder Anbieter ist gleich gut. Es lohnt sich, mehrere Angebote einzuholen und gezielt nach Referenzen zu fragen. Ein erfahrener Autoumbauer kann einschätzen, welche Technik am besten zur jeweiligen Einschränkung passt. Wichtig ist auch die Zusammenarbeit mit der Fahrschule. Eine Fahrschule für Menschen mit Behinderung sollte über spezielle Fahrzeuge verfügen und individuell schulen können.
Im Ergebnis kann man sagen….
Der Weg zurück zur Mobilität ist oft herausfordernd, aber machbar. Frühzeitige Information, medizinische Gutachten für die Führerscheinstelle, enge Abstimmung mit Fahrzeugumbauern und Fahrlehrern – all das sind wichtige Bausteine. Zu empfehlen ist: Lassen Sie sich beraten, holen Sie sich Unterstützung, und bleiben Sie dran. Denn Mobilität bedeutet Teilhabe, Selbstständigkeit und Lebensqualität.