Ein schwerer Unfall verändert das Leben schlagartig. Neben körperlichen Einschränkungen müssen Betroffene oft um die richtige medizinische Versorgung kämpfen. Neben gesundheitlichen Einschränkungen müssen sich Unfallopfer oft mit komplizierten Anträgen, langen Wartezeiten und der Haftpflichtversicherung auseinandersetzen. Wer übernimmt die Kosten für eine Reha-Maßnahme? Was tun, wenn die Versicherung zögert? Und welche Rolle spielt der Anwalt? Dieser Artikel gibt einen Überblick über wichtige Schritte, damit Betroffene ihre Ansprüche durchsetzen können.
Warum eine Reha-Maßnahme so wichtig ist
Nach einem Unfall sind gezielte Therapien entscheidend. Eine umfassende Physiotherapie kann helfen, Beweglichkeit und Kraft wiederherzustellen. In vielen Fällen ist auch eine Behandlung durch Spezialisten aus der Neuropsychologie oder Orthopädie erforderlich. Ohne eine angemessene medizinische Betreuung kann sich der Gesundheitszustand verschlechtern.
Ein Beispiel aus der Praxis zeigt, wie wichtig eine intensive Betreuung ist: Ein polnischer Landwirt, über den wir im „Auf geht’s der Reha-Podcast!“ schon berichtet haben, der nach einer schweren Beinverletzung an starken Problemen leidet, erhielt während einer stationären Assessment -Maßnahme im BG-Klinikum Hamburg unter anderem ein intensives Therapieprogramm. In zehn Tagen erzielte er unerwartet große Fortschritte. Zurück im Alltag geht das Unfallopfer jedoch nur selten zur Physiotherapie – mit negativen Folgen für seine Genesung.
Probleme mit der Haftpflichtversicherung? Das sollten Betroffene tun
Nicht immer übernimmt die Haftpflichtversicherung automatisch alle anfallenden Kosten. Oft zögern die Versicherungen oder fordern weitere Gutachten an. In solchen Fällen ist es wichtig, hartnäckig zu bleiben. Das war in diesem Fall nicht gegeben. Die gegnerische Haftpflichtversicherung hat viel geleistet, um die Genesung des Unfallopfers zu fördern, gerade auch die Assessment-Maßnahme im BG-Klinikum Hamburg, um zu klären, welche medizinischen und beruflichen Maßnahmen noch erforderlich sind.
Im Bereich der Sozialversicherung ist das allerdings oft anders. Betroffene hören teilweise Monate nichts von der Rentenversicherung, Krankenversicherung oder der Berufsgenossenschaft. Ein häufiger Fehler: Viele warten zu lange auf eine Rückmeldung. Wird ein Antrag auf eine Reha-Maßnahme nicht bearbeitet, sollte der Sozialversicherungsträger schriftlich an seine Pflicht erinnert werden. Falls keine Antwort erfolgt, kann ein Fachanwalt für Sozialversicherungsrecht oder der Sozialverband helfen. Im Personenschadensrecht ist dies etwas anders. Hier stimmen sich Anwalt und Haftpflichtversicherer ggf. mit Hilfe des Reha-Managers ab.
Wenn der Anwalt nicht aktiv wird – Anwalt wechseln als Option
Ein Anwalt sollte sich aktiv für die Rechte seines Mandanten einsetzen. Doch nicht jeder arbeitet gründlich. In einem aktuellen Fall versäumte es die Anwältin, notwendige Ansprüche zur Arbeitsplatzgestaltung beim Haftpflichtversicherer zu stellen. Obwohl das Unfallopfer seine Anwältin mehrfach erinnert hat. Ungünstig ist, dass ohne diese Anpassungen der betroffene Landwirt nicht wieder arbeiten kann.
Alle notwendigen Informationen, was benötigt wird, liegen der Anwältin vor. Zahlen muss die Anwältin liefern. Denn es gilt immer noch der Code of Conduct. Dieser sieht vor, dass der Reha-Dienstleister, also rehamanagement-Nord sich aus dem Schadensersatzprozess heraushalten muss. Dies war schon oft genug Thema im „Auf geht’s – der Reha-Podcast!“.
Wer merkt, dass seine Anwältin oder sein Anwalt nicht reagiert oder keine klaren Informationen liefert, kann eine Zweitmeinung einholen oder direkt den Anwalt wechseln.
Das ist jederzeit möglich. Ein spezialisierter Fachanwalt für Personenschadensrecht kann den Fall neu bewerten und gegebenenfalls schneller zum Ziel führen. Moritz Kerkmann, Fachanwalt für Verkehrs und Versicherungsrecht aus Achim, hat in Sendung 180 des „Auf geht’s – der Reha-Podcast!“ wichtige Tipps gegeben, wie man verfahren kann.
Wie Betroffene ihre Rehabilitation selbst unterstützen können
Nicht nur medizinische Maßnahmen, sondern auch Eigeninitiative sind wichtig. Regelmäßige Übungen, etwa mit einem Theraband oder Anleitungen aus Online-Videos, können die Genesung beschleunigen. Dabei sollte jedoch immer auf korrekte Ausführung geachtet werden, um Fehler zu vermeiden. Kontrollen durch Therapeutinnen und Therapeuten können hierbei helfen Fehlentwicklungen zu vermeiden.
Auch psychologische Unterstützung kann helfen. Nach einem schweren Unfall fühlen sich viele Menschen überfordert. Gespräche mit Fachkräften aus der Traumapsychologie oder der Austausch mit anderen Unfallopfern können die Situation erleichtern.
Fazit: Hartnäckigkeit zahlt sich aus
Nach einem Unfall geht es nicht nur um die Gesundheit, sondern auch um finanzielle und rechtliche Fragen. Wer eine umfassende Reha-Maßnahme benötigt, sollte sich nicht auf Verzögerungen seitens der einlassen. Falls die Kommunikation mit dem Anwalt schwierig ist, kann ein Wechsel oder eine Zweitmeinung helfen.
Als Reha-Manager sehe ich immer wieder, wie entscheidend es ist, aktiv zu bleiben. Wer seine Rechte kennt und sich für seine Ansprüche einsetzt, hat die besten Chancen auf eine erfolgreiche Genesung und Rückkehr in den Alltag.