Unfallopfer mit Gesichtsfeldausfall: Wann das Autofahren wieder möglich ist 21.11.2024

Für viele Unfallopfer bleibt das Leben nach einem Verkehrsunfall oft nicht dasselbe. So auch für einen Mann, der nach einem schweren Unfall nicht nur mit körperlichen, sondern auch mit psychischen Einschränkungen zu kämpfen hatte. Eine der gravierendsten Diagnosen war ein Gesichtsfeldausfall aufgrund eines nicht erkannten Schädelhirntraumas. Diese Beeinträchtigung schränkt das Sichtfeld erheblich ein und macht das Autofahren potenziell gefährlich. Doch was bedeutet ein Gesichtsfeldausfall konkret und wie wirkt er sich auf die Fahreignung aus? Diesen Fragen widmet sich das Reha-Management, das den Betroffenen auf seinem Weg begleitet.

Nach dem Unfall suchte das Unfallopfer zahlreiche Ärzte auf. Es gab zwei augenärztliche Untersuchungen, die eine klare Sprache sprachen: kein Autofahren möglich.

Doch für den Betroffenen war dies eine frustrierende Diagnose. In einem langen Prozess versuchte er gemeinsam mit rehamanagement-Nord, Klarheit zu gewinnen und seine Rehabilitation und Teilhabe voranzutreiben. Würde es eine Möglichkeit geben, doch wieder ans Steuer zu dürfen?

Mehrere Meinungen für mehr Sicherheit

Der erste Schritt war, eine zweite Meinung einzuholen. Der Patient besuchte verschiedene Landaugenärzte, die jedoch zum gleichen Ergebnis kamen. Doch im Reha-Management weiß man, dass es manchmal notwendig ist, auf Spezialisten zurückzugreifen, die sich intensiver mit solchen Fällen beschäftigen.

Ein weiterer Termin bei Prof. Dr. Framme in der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) brachte dann eine Wende. Prof. Dr. Framme führte nicht nur eine ausführliche Untersuchung durch, sondern nahm sich auch Zeit für eine detaillierte Beratung. Die Diagnose war überraschend: Der Gesichtsfeldausfall beschränkte sich nur auf eine Seite, während das andere Auge völlig intakt war.

Diese neue Information bedeutete Hoffnung für das Unfallopfer. Wenn nur ein Auge betroffen ist, könnte der Betroffene möglicherweise mit dem Status eines „Einäugigen“ wieder Fahreignung erlangen.

Einäugige dürfen unter bestimmten Bedingungen Auto fahren, was für den Betroffenen eine Chance auf mehr Unabhängigkeit und eine bessere Lebensqualität bedeutet. Dieser Fall zeigt, wie wichtig es ist, nicht vorschnell eine endgültige Diagnose zu akzeptieren und verschiedene Meinungen einzuholen.

Diagnose „Neglect“ ausgeschlossen

Neben dem Gesichtsfeldausfall gibt es eine weitere neurologische Störung, die die Fahreignung beeinflussen könnte: das sogenannte Neglect. Dabei handelt es sich um ein Aufmerksamkeitsdefizit, bei dem Betroffene bestimmte Bereiche ihres Gesichtsfelds „ignorieren“.

In einer Reha Klinik, dem NRZ Friedehorst in Bremen, wurde jedoch festgestellt, dass das Unfallopfer kein Neglect hat. Dies war eine wichtige Bestätigung, dass das Unfallopfer tatsächlich mit nur einer Einschränkung – dem Gesichtsfeldausfall auf einem Auge – leben muss. Damit konnte der nächste Schritt geplant werden: der Aufbau eines Rehabilitationsplans, um das Unfallopfer bestmöglich auf das Leben mit dieser Einschränkung vorzubereiten.

Der Weg zur Rehabilitation war lang und oft enttäuschend. Eine empfohlene Sehschule, die helfen sollte, das Gesichtsfeld zu trainieren, erwies sich als wenig hilfreich. Doch die Hartnäckigkeit von rehamanagement-Nord zahlte sich aus. Sie führte zu den Ergebnissen, die durch Prof. Dr. Framme erhoben wurden. Hartnäckigkeit bedeutet hier, einem Unfallopfer neue Perspektiven zu eröffnen.

Kontrolluntersuchungen und der lange Weg zur Fahreignung

Die neue Diagnose von Prof. Dr. Framme war ein Lichtblick, jedoch nur der erste Schritt. Um sicherzustellen, dass das Unfallopfer dauerhaft fahreignungsfähig ist, wurde eine weitere Kontrolluntersuchung vereinbart. Das Unfallopfer soll in einigen Monaten erneut untersucht werden, um die aktuelle Situation genau zu überprüfen und zu entscheiden, ob es tatsächlich sicher Auto fahren kann. Diese Untersuchungen sind ein wichtiger Bestandteil des gesamten Rehabilitationsprozesses und sollen sicherstellen, dass die Fahreignung dauerhaft gewährleistet ist.

Für Unfallopfer wie diesen Betroffenen ist die Rückkehr zur Fahreignung nicht nur eine Frage der Mobilität, sondern auch der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Ein schwerer Unfall und die daraus resultierenden Einschränkungen sind bereits eine immense Belastung. Doch mit der richtigen Unterstützung, Geduld und dem Willen, sich nicht mit einer unbefriedigenden Diagnose abzufinden, können erstaunliche Fortschritte erzielt werden.

Hartnäckigkeit zahlt sich aus

Dieser Fall verdeutlicht, wie wichtig eine umfassende Rehabilitation und das Einholen mehrerer ärztlicher Meinungen sind. Ein einmal gestelltes Gutachten ist nicht immer das letzte Wort, und mit einer gezielten Kontrolluntersuchung können manchmal neue Wege aufgezeigt werden. Für Unfallopfer ist es oft schwer, sich im Dschungel der Gutachten und Diagnosen zurechtzufinden, doch mit einem erfahrenen Reha-Manager an der Seite wird der Weg ein Stück leichter.

Am Ende bleibt die Hoffnung, dass das Unfallopfer bald wieder selbstbestimmt am Straßenverkehr teilnehmen kann. Auch wenn der Weg dorthin noch lange und beschwerlich ist, zeigt dieser Fall, dass sich Hartnäckigkeit und der Glaube an eine Lösung lohnen können.

Einäugiges Autofahren: Was tun bei widersprüchlichen Diagnosen zur Fahreignung?

Im Straßenverkehr spielt die Sehfähigkeit eine entscheidende Rolle. Besonders komplex wird es, wenn ein Unfallopfer nach einer Augenverletzung unterschiedliche Diagnosen erhält, die seine Fähigkeit, ein Fahrzeug zu führen, infrage stellen. Ein solcher Fall kann schnell zu Unsicherheit führen, insbesondere wenn es um den Erhalt der Fahrerlaubnis geht. Ein Beispiel hierfür ist die Situation aus unserem Fall, in der zwei Augenärzte eine beidseitige Gesichtsfeldeinschränkung diagnostizieren, während eine spezialisierte Untersuchung in einer Augenklinik ein anderes Ergebnis liefert.

Hole dir Rat

Entscheidend ist, dass Unfallopfer sich beraten lassen, wie sie weiter verfahren können. Erster Ansprechpartner ist die Führerscheinstelle. Dort erklärt man (hoffentlich) auch den Weg, den eine betroffene Person gehen muss. Weitere Informationen kann man sich bei Anwältinnen und Anwälte für Verkehrsrecht besorgen oder auch direkt bei Gutachtern für Verkehrsmedizin. Die Informationen in diesem Artikel können eine Beratung durch Spezialistinnen und Spezialisten nicht ersetzen. Diese sollte vorher kontaktiert werden.

Die Fahrerlaubnisverordnung (FeV) und ihre Relevanz

Die Fahrerlaubnisverordnung (FeV) regelt in Deutschland, welche gesundheitlichen Voraussetzungen erfüllt sein müssen, um ein Kraftfahrzeug sicher führen zu können. Hierzu zählen auch die Anforderungen an das Sehvermögen. Laut § 12 der FeV müssen für die Erteilung der Fahrerlaubnis bestimmte Sehstandards erfüllt werden. Dazu gehören unter anderem:

  • Ein Mindestsehvermögen von 0,5 auf dem besseren Auge.
  • Ausreichende Gesichtsfeldgröße.
  • Keine relevanten Gesichtsfeldausfälle, die das Führen eines Fahrzeugs unsicher machen würden.

Was bedeutet das für einäugige Autofahrer?

Wenn die Sehfähigkeit nur auf einem Auge eingeschränkt ist, aber das andere Auge ein ausreichendes Sehvermögen hat (mindestens 0,5 Visus), kann die Fahrerlaubnis in der Regel erhalten bleiben. Das Gesichtsfeld des verbleibenden Auges muss jedoch ausreichend groß sein, um den Anforderungen zu entsprechen. Eine einseitige Gesichtsfeldeinschränkung bedeutet nicht zwangsläufig, dass die Fahrerlaubnis entzogen werden muss, solange das gesunde Auge diese Einschränkung kompensiert und die Anforderungen der FeV erfüllt. Die Anforderungen werden ganz konkret in der Anlage 6 der FeV benannt und geregelt.

Validierung und Vorbereitung: Der nächste Schritt

In Fällen wie diesem, in denen widersprüchliche Diagnosen vorliegen, ist es entscheidend, dass die Untersuchungsergebnisse gründlich überprüft werden. Prof. Framme hat daher vorgeschlagen, dass das Unfallopfer in einigen Monaten zu einer erneuten Untersuchung zurückkehrt, um die aktuellen Befunde zu validieren. Diese Nachuntersuchung ist wichtig, um sicherzustellen, dass keine Veränderungen im Sehvermögen auftreten und die Verkehrssicherheit weiterhin gewährleistet ist.

Zusätzlich zur Überprüfung der Ergebnisse kann es für Betroffene eine Möglichkeit sein wieder Sicherheit zu gewinnen, indem ein intensives Fahrtraining für einäugige Menschen absolviert wird. Dieses spezielle Training zielt darauf ab, die Fahrfähigkeiten unter den veränderten Bedingungen zu verbessern. Es hilft, das räumliche Sehvermögen und die Fähigkeit, Entfernungen richtig einzuschätzen, zu optimieren, was besonders wichtig ist, wenn nur ein Auge voll funktionsfähig ist.

Fahrtraining für Einäugige: Ein wichtiger Baustein

Ein solches Fahrtraining für Menschen mit eingeschränktem Sehvermögen, insbesondere für einäugige Fahrer, umfasst in der Regel mehrere Aspekte:

  1. Räumliche Orientierung: Einäugige Fahrer müssen lernen, Entfernungen und Geschwindigkeiten anders einzuschätzen. Dies erfordert Übung und spezielle Techniken, die in einem gezielten Training vermittelt werden.
  2. Verkehrsbeobachtung: Mit eingeschränktem Sichtfeld wird das systematische Beobachten des Verkehrs wichtiger. Das Training lehrt Methoden, um sicherzustellen, dass der Fahrer alle wichtigen Informationen aus der Umgebung erhält.
  3. Reaktionsfähigkeit: Einäugige Fahrer müssen möglicherweise ihre Reaktionsfähigkeit anpassen, insbesondere bei plötzlichen Veränderungen im Verkehrsgeschehen. Spezielle Übungen helfen dabei, diese Fähigkeiten zu schärfen.
  4. Selbstvertrauen im Straßenverkehr: Ein wichtiger psychologischer Aspekt des Trainings ist es, das Selbstvertrauen des Fahrers zu stärken. Nach einem Unfall und einer solchen Diagnose kann die Angst, sich wieder hinter das Steuer zu setzen, groß sein. Ein gezieltes Training hilft, diese Angst zu überwinden.

Ein erfolgreich abgeschlossenes Fahrtraining kann ein starkes Argument dafür sein, dass das Unfallopfer trotz der Einschränkungen in der Lage ist, sicher am Straßenverkehr teilzunehmen.

Handlungsempfehlung bei widersprüchlichen Diagnosen

Wenn eine betroffene Person mit unterschiedlichen Diagnosen konfrontiert wird, ist es ratsam, die umfassendste und detaillierteste Untersuchung als Grundlage für Entscheidungen heranzuziehen.

In unserem Fall konnte die Untersuchung der spezialisierten Augenklinik der MHH eine weniger gravierende Einschränkung beweisen. Es ist möglich, dass die Diagnose in Klinik spezialisierten Klinik genauer ist, insbesondere wenn moderne Technologien und umfassendere Tests zum Einsatz kommen können.

Falls die zuständige Führerscheinstelle aufgrund der ursprünglich diagnostizierten beidseitigen Gesichtsfeldeinschränkung oder anderen Seheinschränkung Zweifel an der Fahreignung hat, sollte das Ergebnis der spezialisierten Klinikuntersuchung zusammen mit dem Nachweis über das absolvierte Fahrtraining vorgelegt werden. In vielen Fällen kann eine solche fundierte Diagnose in Kombination mit einem erfolgreichen Fahrtraining dazu beitragen, die Fahrerlaubnis zu erhalten oder wiederzuerlangen.

Zusammenfassung

Bei widersprüchlichen Diagnosen ist es entscheidend, auf spezialisierte Untersuchungen und fundierte Gutachten zurückzugreifen. Die Fahrerlaubnisverordnung bietet klare Leitlinien, die im Einzelfall interpretiert und angewendet werden müssen. Ein einäugiges Führen eines Fahrzeugs ist unter bestimmten Bedingungen weiterhin möglich, insbesondere wenn das verbleibende Auge ausreichend Sehvermögen und ein ausreichendes Gesichtsfeld aufweist. Durch ein gezieltes Fahrtraining können einäugige Fahrer ihre Fahrsicherheit weiter steigern. Betroffene sollten in solchen Fällen eng mit spezialisierten Ärzten, Fahrtrainern und der Führerscheinstelle zusammenarbeiten, um ihre Fahreignung eindeutig zu klären und Missverständnisse zu vermeiden.